Mittwoch, 11. Dezember 2019

Das Stöhnen im Gebälk - balthasar-verlag


as ist ein Buch, dessen Seiten ich quasi verschlungen habe. jeden Abend und Morgen drei bis vier Kurzgeschichten als Betthupferl bzw Morgenbeginn. Es sind 24, in der Masse sehr gute Gruselkurzgeschichten deutscher Autoren.  ich empfehle es hier mit weiter. Am Ende des Buches werden alle 24 Autoren vorgestellt. Auch die Verlagshinweise auf andere Anthologien sind sehr interessant und machen Lust auf ihre Lektüre.
Eine Geschichte hat mich stutzig gemacht. ich fühle mich sofort an eine andere Kurzgeschichte erinnert. Ich habe sie sofort gefunden und  wunderte mich über die überdeutlichen Ähnlichkeiten, ja, teils identischen Abläufe. Die Version in  Das Stöhnen im Gebälk  ist ein deutliches Plagiat, der Inhalt der Geschichte sei kurz  zusammengefaßt: Jemand träumt, der würde durch eine Landschaft gehen und ein Haus finden, er pocht an die Tür aber nie macht jemand auf. Real findet er   dieses Haus bei einer bewußten Suche erst nicht, aber dann durch Zufall auf einer Dienstreise  und klopft an die Tür. Hier das Ende der Geschichte :
Der Alte beantwortete mit brüchiger Stimme: "Ich bin der Verwalter. Die Besitzer, Familie von M. sind geflohen, weil es hier spukt. Hier gehen in der Nacht die Geister um."
"Aber mein Herr", rief ich erstaunt, "wir sind doch aufgeklärte Menschen und glauben nicht an Gespenster!"
"... und das aus Ihrem Munde?", antwortete der Verwalter mit einem bitteren Unterton. "Mir ist das Gespenst auch schon erschienen. Fast jede Nacht steht es vor dieser Tür und klopft. Das waren Sie!"

Und nun lasse  ich Andre Mauroius (1885 - 1967) seine Geschichte  "Das Haus", die im wesentlichen den gleichen Ablauf hat,  beenden, nachdem die Protagonistein nach einer ersten, nicht erfolgreichen bewußten Suche, durch Zufall das Haus gefunden hatte:
"Das Schloß", sprach er wie bedauernd, "ist zu vermieten, gnädige Frau, und ich bin hier, um es bei Besichtigungen zu zeigen".
Man kann es mieten?" sagte ich. "Welch unverhoffter Zufall. Warum bewohnen denn die Besitzer nicht selbst ein so schönes Haus?"
"Sie haben es bewohnt, Madame, und sie haben es verlassen, seitdem es hier im Hause spukt."
"Es spukt hier?" fragte ich. "Das sollte mich nicht abhalten. Ich wußte nicht, daß man in Frankreich auf dem Lande noch an Geister glaubt."
"Auch ich nicht, Madame", sprach er ernst wenn ich nicht selber dem Gespenst, das meine Herrschaft vertrieb, so oft des Nachts im Park begegnet wäre."
"unglaublich!" meinte ich und versuchte zu lächeln.
"Nicht ganz so unglaublich, sagte der Greis in vorwurfsvollem Ton, "daß gerade Sie darüber lachen dürfen, denn das Gespenst, Madame, waren Sie."
Sehr merkwürdig, nicht wahr?

Die Geschichte des 1952 geborenen Autors erhält von mir deswegen einen anderen Titel: eine geklaute Gespenstergeschichte.  

Mauroius Geschichte ist in dem netten Buch Das Wassergespenst von Harrowby Hill und besitzt eine hübsche Illustration. Dieses Buch, ich habe es seit meiner Kindheit,  gehörte zum Grundstock meiner heutigen Grusel- und Horrorbuchsammlung.