Sonntag, 28. Juni 2020

Bradbury und Merridale. Belletristik und Sachbuch

or dem Schlafengehen und wenn ich nach der Arbeit heimkomme, lese ich augenblicklich, im Juni, in  zwei anspruchsvollen Büchern: Ray Bradburys Lange nach Mitternacht, das zu seinen besten Erzählbänden gehört, und Catherine Merridales Iwans Krieg - Die Rote Armee 1939-1945.

Leider fehlen in der deutschen Ausgabe von Bradburys Buch sechs Geschichten, die aus der Originalausgabe nicht übernommen wurden. Dieses Ärgernis gibt es immer wieder, wenn deutsche Verlage  ausländiche Anthoogien übernehmen. Unter anderem deswegen wurde meine Neugier dafür geweckt, wie eigentlich die Urfassungen gestaltet sind, wie sieht das Cover aus, ist der Inhalt  1:1 wiedergegeben oder nicht, aus welchen Büchern, von welchen Autoren wurden Kurzgeschichten zu Sammelbänden zusammengefaßt, etc.. 

Catherine Merridale, eine britische Historikerin, hat mit ihrem Buch eine wichtige Lücke zum Krieg in Rußland geschlossen. Die Rote Armee des Jahres 1941 war weder personell noch materiell in der Lage, Deutschland anzugreifen. Die Mär vom deutschen Präventivnagriff ist mit diesem erhellenden Werk ein für allemal vorbei.  Alles in allem sind die Berichte einfacher Soldaten und die Einblicke in das Gefüge  des Sowjetsystems und seiner Armee für mich sehr aufschlußreich. Die Autorin läßt zwar kein Thema aus, aber die Fülle der Informationen wirkt unstrukturiert, es gibt keine Absätze und Kapiteleinteilungen. 11 Hauptkapitel sind eindeutig zu wenig. Ich hätte mir gewünscht, mehr Augenzeugenbrichte ehemaliger Rotarmisten zu lesen, mehrere Themen hätten auch mehr Tiefe verdient. Nichtsdestotroz kann ich Iwans Krieg  jedem empfehlen, der sich für den zweiten Weltkrieg interessiert.

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