Donnerstag, 11. Juli 2019

Kaum beachtete Sachliteratur: das Wanderbuch

ch habe  mal gezählt. Dieses Jahr sind wir bis jetzt, ohne die kleinen Spaziergänge hinzuzuzählen, zweidreißigmal gewandert. Das Wanderbuch als Hilfsmittel habe ich erst dieses Jahr wiederentdeckt. von meinen Eltern habe ich acht Bücher voller Wandervorschläge übernommen, Rhön, Steigerwald, Spessart und Maindreieck. Drei weitere sind von mir. Wie schon erwähnt, standen die Bücher  bei ihren regional passenden Artgenossen, so gut wie nicht angeschaut. Vor langer Zeit, als ich meine Burgenforscherphase hatte, nahm ich sie zur Hand, um eine gute und schnelle Route vom Parkplatz zum Ziel zu finden, mehr interessierte mich nicht.
Jetzt dagegen  sehe ich mir die Wandervorschläge genauer an und suche uns Strecken aus, die wir möglichst als Rundwanderung begehen können. Wie kürzlich im Naturschutz Romberg geschehen, habe ich festgestellt, daß viele Wegmarkierungen oder Wege, die es in den 1970ern gab, nicht mehr existierten oder durch andere Markierungen ersetzt wurden.Die Hochzeit des Wanderns war eindeutig in den 1970ern und 1980ern. Damals begegneten wir entsrprechend  auch vielen anderen, die wie wir unterwegs waren.
Heute? Claudia und ich gehören  zu einer selten gewordenen Spezies. Der Deutsche nutzt kaum noch die Füße in freier Natur und wenn, dann zum Gassi gehen. An Feiertagen sieht man schon mehr Leute auf den Wegen, Pflichtprogramm Familienspaziergang absolvieren.
Claudia sage mir gestern, das Wandern würde wieder populär, aber vor allem in den bekannten Touristengebieten, wo "man" sowieso schon immer hinpilgert.
Mehr Fußgänger wären mir wirklich lieb, man meint schon, als Sonderling zwischen Radfahrern, Quads (dieser Hype ist wohl allmählich  am Verschwinden), Traktoren und Gassigehern sich mühsam behaupten zu müssen und von ihnen geringschätzig betrachtet zu werden.

Eine chronologische Auflistung meiner Regalbewohner:
Rudolf Albert - Rundwanderungen Steigerwald. J. Fink Verlag 1973
Franz Schaub - Spessart und Rhön, die schönsten Wanderungen im Naturpark. Süddeutscher Verlag  1974
Walther Knappe - Rundwanderungen Spessart. J. Fink Verlag, Zweitauflage 1974
Helmut Dumler - Rundwanderungen Rhön. J. Fink, Kümmerley + Frey 3. Auflage 1978
Paul Hinz/Josef Kaul - Parke und wandere, Fränkische Schweiz/Steigerwald. Südwestdeutsche Verlagsanstalt 1981
Paul Hinz - Ein Wegweiser, Naturpark Steigerwald, Südlicher Teil. Bayerische Verlagsanstalt Bamberg 3. Auflage 1981
O. N. - Mit dem Wanderstab unterwegs, Mainfranken Ost. Mainpresse Richterdruck 1982
Heinrich Höllerl - Wandern in Unterfranken. Oberfränkische Verlagsanstalt 1982
Heinrich Höllerl - Unterwegs, Wanderungen um Gemünden.  Hans Christians Verlag 1984
Regine Burdinski - Kirchenwege im Taubertal. Markgraf Publishers 2004
Dieter Buck: Genießertouren ins liebliche Taubertal. Silberburg-Verlag 2015


Die Wanderbücher des Fink-Verlags, alle in einem dunklen Grün gehalten, sind deutlich von Praktikern erstellt. Eingeteilt werden die auf 50 Touren gehaltenen Wandervorschläge stets in Kleine Wanderungen, Halbtagswanderungen und Tageswanderungen. Als Kartenhilfe werden die vom Bayerischen Vermessungsamt herausgegebenen topographischen Karten 1:50000 (TK 50) vorgeschlagen. Ich habe es ausprobiert, man kann die Kartenskizzen der Bücher sehr gut auf die TK übertragen.
Die Umschlagzeichnungen sind von einem Herrn namens Frieder Knauss, dessen hübsche Werke auch das Rundwanderungen Rhön illustrieren.
Ich war wirklich überrascht, als ich eine Biographie über ihn gefunden habe.












Aus: Rundwanderungen Steigerwald


Aus: Rundwanderungen  Spessart


Aus: Rundwanderungen Rhön





 Das Buch von Franz Schaub bietet außer zwei großen Kartenskizzen des Mainvierecks und der  Rhön und den eingetragenen Routen als Nummern keine weitere Hilfe. Die vorgeschlagenen Touren bestehen nur aus viel Text. Man ist gezwungen, die jeweiligen Wegangaben auf der Karte nachzuzeichnen. Umständlich, zwecklos, ein Beispiel, wie Wanderbücher nicht sein sollten.










Aus: Schaub, Spessart und Rhön




Parke und wandere ist wirklich ein taugliches Taschenbuch zum Mitnehmen, die Wegangaben lassen sich auf der Landkarte gut nachvollziehen. Genaue Kartenskizzen und nette Illustrationen.
 Der Wegweiser Steigerwald dagegen bietet zwar hübsche farbige Fotos, aber sonst ist er völlig untauglich. Er konzentriert sich auf  Wanderwegmarkierungen ohne genaue Streckenhinweise, bietet kein Kartenmaterial und hat keinen Hinweis darauf, welche Wanderkarte man nutzen sollte. Immerhin gibt es eine ausführliche Einleitung mit Verhaltenshinweisen im Naturpark und Angaben zu den Wanderwegmarkierungen.


Aus: Parke und wandere

Aus: Wegweiser Steigerwald
 Höllerl, Förster und Wanderer, viel zu früh  verstorben, hat ein sehr hilfreiches und schönes Buch geliefert, das neben einem leidenschaftlichen Ein Wort zuvor hilfreiche Tips anbietet. Die 43 Routen sind gut beschrieben. Diverse Schwarzweißfotos  lassen erahnen, was einem die jeweilige Wanderung vor das Auge führt. 
Mit dem Wanderstab unterwegs ist eine Sammlung von Wandervorschlägen aus der Main Post und dem Schweinfurter Tagblatt. Die Karten sind ungenau, man muß sich anahnd der Beschreibung den Weg auf der Karte heraussuchen. Leider verlaufen die Strecken oft auf Rad/Fußgängerwegen und oft befahrenen Feldwegen, die als Abkürzung zwischen zwei Orten genutzt werden.
Aus: Wandern in Unterfranken

Aus: Mit dem Wandersab unterwegs

 Unterwegs, Wanderungen um Gemünden entstammt wieder der Feder Heinrich Höllerls. Seine Einführung und  Kleine Gebrauchsanweisung machen Lust auf die Touren, die nicht unter sieben Kilometer betragen. Die Wegbeschreibung ist genau und auf der Landkarte gut nachzuverfolgen, die Skizzen geben dazu mit der grünen Linie Hilfestellung. 
Ins liebliche Taubertal wurde von Dieter Buck, einem Vielwannderer und Praktiker geschrieben, es ist entsprechend informativ und hat schöne Fotos und brauchbare Karten. Ab und an muß ich schmunzeln, denn viele Routenabschnittesind  wir  selbst schon gegangen, ohne das Buch zu kennen oder wüßten bessere Vorschläge für die Wegführung zu machen.


Aus: Unterwegs, Wanderungen um Gemünden.
Aus: Ins liebliche Taubertal


 Mit diesem Buch hat Regine Burdinski ein sehr beachtenswertes Buch veröffentlicht. Hier findet sich alles, was ein Wanderer benötigt: Fotos, gute Karten, detaillierte Streckeninformationen und kein irreführender Text.
Aus: Kirchenwege
Die besten Bücher in meinem Regal  sind von Höllerl, Burdinski und Buck. Wenn Wanderer für Wanderer schreiben, wissen sie, worauf es ankommt. 

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