Freitag, 19. April 2019

Goethes Haus am Frauenplan

as Haus am Frauenplan, das Goethe seit 1782 bewohnte, ist der Entstehung nach nicht ein Haus, sondern es sind zwei Häuser, die durch Verbindungsbauten verknüpft sind. Diese Zweiheit war Goethe durchaus willkommen. In seinen Altersjahren lebte er in dem Hinterhaus als der private Goethe und ging in das Vorderhaus als der offizielle Goethe.  (Erich Trunz, Das Haus am Frauenplan in Goethes Alter, Schriften der Goethe-Gesellschaft 61/1980)

 Auffällig bei allen kleineren Artikeln in Büchern über Weimar oder Goethe ist, daß das Haus nie in seinem Gesamtbild  betrachtet wird. Gerade das - für mich - wirkliche Leben wird kaum erwähnt: Küche, Dienerwohnungen, Christianes Zimmer, die Bibliothek oder  die weiteren Wirtschaftsräumlichkeiten werden durch das Hauptaugenmerk auf die Repräsentations-,  Sammlungs- und Arbeitsträume überschattet. Der große Mann steht immer im Vordergrund, folgerichtig auch seine speziellen Aufenthaltsorte im Gebäude. Leider  stechen auch Bücher, die das Haus alleinig zum Thema haben, darin nicht immer hervor. 





Zu Goethe bin ich über Sigrid Damms Buch "Christiane und Goethe" gekommen. Es hat mein Interesse am Alltagsleben dieser Familie und deren Weimarer Wohnhaus ganz besonders geweckt. Ihr Untertitel "Eine Recherche" ist bei fast 540 Seiten vollauf berechtigt.  Der Dichter und Wissenschaftler Goethe wird hier zum Mensch Goethe, der, was sein Verhalten gegenüber Christiane betrifft, öfter wie ein Pascha wirkt. Obwohl er weit unter seinem Stand geheiratet und vorher, was noch verpönter war, in wilder Ehe lebte, blieb er ein Mann seiner Zeit, Hausherr und Oberhaupt.

Fast alle Bücher, die sich thematisch um das Haus am Frauenplan drehen, vernachlässigen die Jahre vor 1792, als Goethe das Haus komplett in Besitz bekam. Durch einen Quellenvermerk fand ich das schmale Heft aus dem Jahr 1932 von Alexander Weichberger, der im Gegensatz zu anderen eine eingehende Darstellung des Hauses von seiner Bauzeit bis zum Übergang an Goethe gibt.er bietet dem Leser auch einen detaillierten  Grundriß, in dem alle Zimmer ihre allgemein bekannte Bezeichnung  bekamen. Das sind 58 Seiten, die mich wirklich glücklich machen.

Mit Alfred Jericke und seinem schmalen Buch "Goethe und sein Haus am Frauenplan" von 1964 war für mich wegen dem Gebäude ein Anfang gemacht. Aber ehrlich, abgesehen von den Fotos, endlich eines auch von der Bibliothek, ist das Hauptaugenmerk nur auf die Repräsentationsräume und Goethe gelenkt. Das Drumherum, das alles am Laufen hielt, findet wenig Raum im lediglich durch Absätze gegliederten Buch.









 



Mit "Zelters Grundriß-Skizzen des Goethe-Hauses am Frauenplan" von ErichTrunz im Jahrbuch der Sammlung Kippenberg, Neue Folge/IV 1983,  kam ich schon weiter, denn er hat am Schluß seines Aufsatzes ein wenig  Literatur über das Haus gelistet. Selbst die Gartenhäuser finden eine Erwähnung und sind auch fotografisch abgebildet. Überhaupt sind die sechs Abbildungen, vier Grundriße und die Gartenhausfotos, ein Gewinn.











"Goethes Wohnhaus in Weimar", ein großformatiges Buch mit beeindruckenden Farbaufnamen von Jürgen Pietsch gibt einen umfassenden Einblick auf Haus und Hof, bleibt aber im Detail sehr an der Oberfläche. Das Buch ist als Rundgangshelfer für Besucher gedacht, das zeigt auch der  in den lose  beiglegten Grundriß  des ersten Stockwerks eingetragene Laufplan.

 





Jüngst habe ich "Erich Trunz, Das Haus am Frauenplan in Goethes Alter, Schriften der Goethe-Gesellschaft 61/1980 (Weimarer Studien)" gelesen und habe einen lebendigen Eindruck über den Alltag im Haus erhalten. Ich bin froh, es entdeckt zu haben. Natürlich finden leider auch hier weder Garten, Gartenhäuser, Christianes Zimmer oder der Hof wenig Erwähnung,  werden aber durch aufschlußreiche beiläufige Sätze in ihrer Bedeutung für das Haus und Goethe deutlich.  
Der Artikel teilt sich auf in:
Das zweiteilige Haus - Das Arbeitszimmer - Wo saß der Schreiber? - Der engste Lebensbereich - Grundriß des ersten Stocks - Die Empfangszimmer - Sammlungszimmer und Treppe - Der Diener und sein Raum - Die Unterbringung der Sammlungen - Das Haus aus der Sicht der Gäste - Quellen zur Geschichte des Hauses - Die Verbindung des Winkeligen und Klaren - Das Persönliche in der Ausgestaltung.
Dieser Band 61 der Goethe-Gesellschaft bietet auch weitere Einblicke in Goethes Leben, vor allem, was seine Sammlungen und die um die 8000 Bücher umfassende Bibliothek betrifft.


Heute endlich habe ich ein Buch erhalten, das wirklich allumfassend ist. Es bietet auf 160 Seiten Beiträge mehrerer Autoren. Herausgegeben hat es die Stiftung Weimarer Klassik 1996, und heißt  schlicht "Goethes Wohnhaus".  
Die Beiträge sind vielversprechend:
(Einleitung) Zur Geschichte des Goethehauses - Die Goetheschen Sammlungen
(Rundgang) Zur Benutzung - Erdgeschoß - Treppenhaus - Gelber Saal - Kleines Eßzimmer - Brückenzimmer - Gartenzimmer - Christianezimmer (Vorzimmer/Große Stube/Wohnzimmer) - Kleine Küche - Großes Sammlungszimmer - Majolikazimmer - Deckenzimmer - Junozimmer - Urbinozimmer - Vorzimmer - Bibliothek - Arbeitszimmer - Schreibzimmer - Remise - Hausgarten - Steinpavillon.
Sodann am Schluß Literatur zur Auswahl, Personenregister und Abbildungsnachweis; unterstrichen habe ich die Hausbereiche, die bei anderen Autoren fast immer in der Gesamtschau des Hauses vernachlässigt und mit vielleicht ein oder zwei Sätzen erwähnt werden. Viele Skizzen, Grundriße und Fotos machen das Buch zum endgültigen Haupttreffer meiner Sammlung.

In diesem Buch aus dem Jahre 1975 wird das Werden Weimars in den Jahren um 1760 bis 1850 durchleuchtet. es ist auch gleichzeitig als "Goethe und Weimar" zu sehen.  Das Haus am Frauenplan bekam neben vielen Erwähnungen ein eigenes Kapitel, das aber wenig Neues bringt, dafür eine ausführliche Betrachtung der italienischen Treppe.  Für die baugeschichtliche Entwicklung von Profanbauten im 19. Jahrhundert, und  auch Studien zu gesellschaftlichen Verhältnissen im 18. Jahrhundert ist das Buch sehr interessant. 


Der große Garten des Goethehauses findet in Dorothee Arendts akribischen Buch "Goethes Gärten in Weimar"(Edition Leipzig 1994)  seine detailreiche Würdigung.  Zuerst wird der Garten am Stern thematisiert, dann folgt von Seite 69 bis 123 mit vielfältigen Kapiteln der Hausgarten. Geschichte, Besitzverhältnisse, Bedeutung für Goethe, Christianes Wirken, die einzelnen Pflanzen und weiteres interessante kann man darin erfahren. Es setzt den Schlußpunkt für eine ausführliche Betrachtung des Hauses am Frauenplan.



Zufällig fand ich bei Booklooker noch ein kleines, gebundenes, sehr hübsches Buch: "Die kleine Welt am Frauenplan, der Alltag Goethes mit Christiane Vulpius" von Chris Stadtlaender (Pendo Verlag, 2001). DIESES Buch füllt das Haus wirklich mit Leben. Es ergänzt, wo viele aussparen. Der Inhalt geht mit vielen kleine Kapiteln chronologisch durch das Leben des Paares. ich lege es jedem ans Herz, der einen ersten umfassenden, aber doch tiefen Einblick in Goethes Welt und Charakter  werfen möchte. 




Weiterhin verweise ich auf meinen Blogeintrag über Goethes Dienerschaft


Hier werde ich noch ein paar weitere Bücher eintragen, meine Suche hat noch kein Ende.



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